Auf dem Speckweg

Ich war ja schon des öfteren in meinem Leben auf dem Holzweg, aber den Speckweg glaubte ich nun entgültig hinter mir gelassen zu haben. So kann man sich irren!

Da ich momentan Urlaub habe, versuche ich jeden Tag einen großen Spaziergang (mindestens 9 – 10 km) zu machen. Walken oder Woggen ginge zwar schneller, aber bei dem momentanen ekligen Wetter hab ich in der Hinsicht überhaupt keinen Antrieb.

Nun hoffe ich ja jeden Tag, dass ich trockenen Fußes heimkomme. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Am Montag: Nass! Am Dienstag: Nass! Heute: Nass!

Wobei ich ja zugeben muss, mit entsprechender Jacke macht mir das Regenwetter gar nicht so viel aus. Also nach etwa einer Stunde oder so. Vorher schon. Aber was hilft das Klagen?

Ich versuche jeden Tag eine Strecke zu gehen, die ich so noch nicht gegangen bin. Heute hatte ich mir dafür den Fußweg zum Goetheturm ausgesucht.
Für die Nicht-Frankfurter zitiere ich mal eben aus Wikipedia:

Der Goetheturm ist ein vollständig aus Holz gebauter, 43,3 Meter hoher Aussichtsturm am nördlichen Rand des Frankfurter Stadtwaldes in Frankfurt-Sachsenhausen. Er hat 196 Stufen und war bis 1999, als er vom Jahrtausendturm in Magdeburg abgelöst wurde, der höchste öffentlich zugängliche Holzbau Deutschlands.

Als ich vor nun mehr fast 10 Jahren nach Frankfurt kam (am 15.01. müssten – wenn ich mich nicht irre – die 10 Jahre voll sein), wurde ich schon mal auf den Turm geschleppt.
Allerdings sind wir da mit dem Auto hingefahren und es ging nur um den Aufstieg, was aber schlimm genug war, denn ich dürfte damals schon so um die 160 kg auf die Waage gebracht haben. Ich bin nach oben gekommen, aber fragt nicht wie!

Das war für mich ein weiterer Grund, den Goetheturm als Ziel auszuwählen. Ich wollte einfach mal sehen, wie ich mich inzwischen schlagen würde.
Also bin ich fast eine Stunde durch die Gegend gerannt (bei mir ist das Spazierengehen ja immer näher an einer strammen Wanderung als an einem Einkaufsbummel dran) – unter anderem eben auch über den mir vorher nicht bekannten „Speckweg“ – um dann, nass und verfroren wie ich inzwischen war, vor verschlossener Tür und einem Schild zu stehen:

Goethe01

Herrlich! Das sind die Momente im Leben, in denen man das Gefühl hat, dass irgendein höher stehendes Wesen gerade einen Lachanfall bekommt …

Gerne hätte ich hier nun den Ausblick vom Goetheturm gezeigt, aber …
So sieht das Ding jedenfalls von unten aus:

Goethe02

Weil mir nun ja mal nichts anderes übrig blieb, habe ich mich dann also wieder auf dem Rückweg gemacht, der sich als noch verregneter erwies. Ein Glück, dass meine Jacke nahezu Wasserdicht ist. Allerdings ist die Kaputze etwas zu klein berechnet (für meine Kopf zumindest). Ich hatte dauernd den Verdacht, dass mein Hals bis auf ein Minimum in den Rumpf gedrückt werden würde und man nun auch mit reduziertem Gewicht nichts mehr davon sehen würde. Deshalb hab ichs dann in Kauf genommen, auch auf dem Kopf nass zu werden und meinen Schädel nur mit meiner selbstgestrickten Baumwoll-Mütze geschützt. Ging überraschend gut und war auch bei Heimkehr noch nicht wirklich nass, allenfalls etwas feucht.

Und was ist die Moral von der Geschicht? Es gibt keine! Ein Blick ins Internet hätte mir zwar sofort gesagt, dass der Turm im Winter zu ist, aber andererseits wars trotz Regen eigentlich ein schöner Spaziergang. Also danach … 😉

Euer
Holger

2016 wird mein Jahr!

Sternzeit: 10.01.2016
IST-Gewicht: 100,6 kg
Gewichtsverlust: 88,2 kg
Was noch runter soll: 6,2 kg

Ihr Lieben!

Mein erster Eintrag im neuen Jahr. Ich hoffe, ihr seid alle gut reingerutscht.

Eigentlich weiß ich gar nicht viel zu schreiben – weil sich gar nicht sooo viel in meinem Leben in den vergangenen zwei Wochen ereignet hat.
Ich habe beruflich gesehen relativ stressige Wochen hinter mir, in der praktisch keine Zeit bzw. Energie mehr für Sport übrig war. Lediglich an den Wochenenden habe ich im wahrsten Sinn des Wortes die Beine in die Hand genommen.

Trotzdem hat es irgendwie für 1,5 kg Abnahme innerhalb von drei Wochen gereicht. Und da ich die kommende Woche Urlaub habe, also viel Zeit um Kalorien zu verbrennen, hoffe ich vielleicht bis zum nächsten Sonntag die magische 100-kg-Marke zu unterschreiten.

Ist ja nicht so, als würde es gewichtsmäßig einen großen Unterschied machen, ob die Waage nun 100,1 oder 99,9 anzeigt, aber fürs Köpfchen sind solch Zahlen nun eben doch gravierend.

Nach den U-100 wird meine nächste große Zahl (das ist bei mir zum Glück so ein bißchen, als hätte man kurz vor oder nach Weihnachten Geburtstag) die 98,8 sein. Dann hätte ich nämlich die 90 kg Abnahme voll.

Ich weiß nicht, wie es denjenigen unter euch geht, die – sagen wir mal – in einer Größenordnung von 20-30 kg + x abgenommen haben, aber mir scheint der Tag, an dem ich 188,8 kg auf die Waage brachte, sooo weit weg zu sein – obwohl es ja erst anderthalb Jahre her ist.

Nun habe ich ja etliche Bilder von mir mit Höchstgewicht oder knapp darunter, aber wenn ich dann mal (zuletzt geschehen auf der Firmen-Weihnachtsfeier) von Kollegen oder Freunden Fotos (die ich nicht kannte oder verdrängt habe) aus dieser Zeit gezeigt bekomme, kann ich mir nicht mehr wirklich vorstellen, wie das damals war.

Ich weiß, dass ich viel geschwitzt habe, mir Treppensteigen ein Gräul war, oft beim Klamottenkaufen das Gefühl hatte, dass die Größen immer kleiner produziert werden („Die Größe hat mir doch neulich noch gepasst!“) und ich mich eigentlich ganz gesund ernähre.

Inzwischen schwitze ich eigentlich nur noch beim Sport. Ansonsten ist mir eher immer ein bißchen kühl, was dazu geführt hat, dass ich jetzt selbst bei der Arbeit (Bei uns ist es meistens relativ warm.) einen Pullover, eine Strickjacke, Hoodie o. ä. trage. Früher ging höchstens ein Polo und ein T-Shirt drunter.

Bei der Arbeit nehme ich fast immer die Treppe. Das begeistert mich zwar nicht, aber da ich zu Hause nur die paar Stufen ins Hochparterre habe, seh ich es als sportliches Extra. 😉

Die Klamotten werden inzwischen auch nicht mehr enger produziert. XXL oder XL passen eigentlich immer und was die Ernährung angeht, frage ich mich nach wie vor, weshalb ich bei der Menge an Essen nicht mindestens 300 kg gewogen habe. Oder 400 kg. Oder … ok … ich übertreibe … 🙂

Irgendwann dieser Tage hatte ich Werbung in meinem Briefkasten. „2016 wird mein Jahr!“ stand groß auf der Vorderseite. Nun gebe ich eigentlich nicht viel auf Werbung, aber wer weiß – wenn mir nicht wieder ständig irgendwelche Körperteile reißen, stimmt das ja vielleicht sogar …

Euer

Holger

Nachweihnachtsgedanken

So – Weihnachten wäre nun also geschafft! Seit heute zähle ich wieder Kalorien und was soll ich sagen: Ich freue mich!

Nicht, weil ich so scharf auf meine Futterbuchhaltung wäre, sondern weil ich gemerkt habe, dass mir das planlose Gemampfe über die Feiertage überhaupt nicht gut getan hat.
Es war zu fett, zu zuckrig, zu viel. Mag sein, dass ich das einfach nicht mehr gewohnt bin, aber es hat auch nicht wirklich Spaß gemacht.

Ein paar Mal hatte ich latentes Sodbrennen und mit wirklichem Appetit hatte das ganze auch nur noch am Rande zu tun.
Irgendwie kann ich es inzwischen offenbar mehr genießen, wenn der Süßkram eben nicht in Massen kommt und das Abendessen (wir essen nur abends warm) nicht so schwer ist, dass ich den ganzen Abend keinen Haps mehr zu mir nehmen mag.

Eigentlich ziemlich kurios. Hätte man mir vor 2 Jahren gesagt, dass ich irgendwann froh bin, nicht immer alles und vorallem in jeglicher Menge zu mir nehmen zu können, hätte ich denjenigen wohl für Plemplem erklärt.

Inwieweit sich die Weihnachtsfresserei aufs Gewicht ausgewirkt hat, werde ich mir heute Abend begucken und demnächst berichten.

Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Fest!

Euer
Holger

Weihnachtswunder?

WeihnachtsSternzeit: 20.12.2015
IST-Gewicht: 102,1 kg
Gewichtsverlust: 86,7 kg
Was noch runter soll: 7,7 kg

Manchmal wundere ich mich noch immer darüber, was mein Körper so alles macht oder nicht macht.

Die letzten Wochen waren ein einziges auf und ab und unter mein Gewicht von Ende November lag ich dabei nie – eher darüber, was mich schon etwas verwundert hat, weil ich in dieser Zeit brav meine Kalorien-Darf eingehalten habe. Aber da ich derzeit wirklich wenig Sport mache – wegen Vorweihnachtsstress und dieser ewigen Dunkelheit – dachte ich mir nichts weiter dabei.

Heute – nach einer Woche voller Weihnachtsplätzchen, Weihnachtsfeiern und vermutlich täglichen 200, 300 Kalorien über dem Darf – nun plötzlich wieder ein Gewichtsverlust von fast einem Kilo. Verstehe das, wer will …

Vermutlich war das aber auch erst mal der gewichtsmäßig Tiefpunkt, weil ich nämlich einen teuflischen Plan habe: Ich werde über die Weihnachtstage essen, was mir schmeckt und worauf ich Lust habe!

Da ich in diesem Jahr an Heiligabend und Silvester jeweils morgens und vom 28. bis 30. normal arbeiten muss, wird sowieso alles sehr überschaubar bleiben. Ein Fest ohne Hetze und großes Tamtam.

Insgesamt war 2015 ja eigentlich nicht mein Jahr. Zwar habe ich (ich hab mal nachgerechnet) fast 45 kg in diesem Jahr verloren, aber die drei Krankenhausaufenthalte waren nur mäßig schön und den Einbruch hätte ich auch nicht unbedingt gebraucht.

2016 kann nur besser werden. Und wenn nicht wieder irgendwelche seltsamen Dinge passieren, sollte ich meine Halbierung bis zu meinem 40sten (Mitte Mai) auch noch hinkriegen, auch wenn ich nach derzeitigem Stand gar nicht so sicher bin, ob ich da letztendlich bleiben will.

Wenn ich noch die nächste Hosengröße (W38 – derzeit noch W40) bzw. die nächste Konfektionsgröße bei der Oberbekleidung (XL – derzeit noch XXL) geschafft habe, ist das wohl so als Dauergewicht für mich ok.
Dann habe ich offiziell zwar noch immer Übergewicht, aber da man ja leider Gottes nicht an allen Stellen gleich abnimmt (ich wenigstens nicht), wird das mit den 94,4 kg der Halbierung vielleicht gar nicht so vorteilhaft aussehen. Na, ein paar Kilo sind ja im Zweifelsfall schnell wieder drauf und ich lass mich mal überraschen …

Da ich noch nicht weiß, ob ich in diesem Jahr noch mal zum Bloggen komme bzw. ob es bis dahin überhaupt noch etwas spannendes zu erzählen gibt, wünsche ich euch allen schon jetzt ein wunderschönes Weihnachtsfest (oder was immer ihr feiert) und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Euer
Holger

War ich im vorherigen Leben Hitler?

Habt ihr euch auch schon mal gefragt, ob ihr vielleicht in einem früheren Leben ein böser Mensch gewesen seid und dafür nun in diesem Leben voll eins auf die Fresse kriegt?

Ich frage mich das eben wieder einmal. War ich Hitler? Oder gibt’s da oben doch jemanden, der sich ab und an über mein blödes Gesicht totlacht, wenn er mir wieder eins eingeschenkt hat?

Ich war heute nach der Arbeit noch schwimmen und kam ungefahr gegen halb acht nach Hause. Als ich in meine Wohnung trat, war eine Schublade ab meiner Flurkonsole auf.
Mein erster Gedanke war: Wie hat die Katze das denn geschafft? Mein zweiter: Irgendwie ist es hier drin kalt.
Mein dritter: Warum ist die Balkon-Türe denn auf? Und warum ist die Tür zum Schlafzimmer offen? Und warum hängt da das Fenster schief in den Angeln?

Kurz und gut: Irgendwann im Lauf des Tages ist bei mir eingebrochen worden!
Vieles durchwühlt, offenbar auf der Suche nach Geld, den die gesamte Unterhaltungselektronik blieb unangetastet und auch sonst scheint nichts zu fehlen. Geld ist bei mir in der Wohnung eh nicht zu finden.

Nun sitze ich hier, Balkon-Tür nur am Glas zugestupst, Schlafzimmerfenster noch immer offen, weil ich das nicht schließen kann, ohne den Griff anzufassen, und warte aufs Eintreffen der Polizei. Nicht, dass ich mir viel davon erwarte, aber so ein Funken Hoffnung, dass sie diese Vollpfosten erwischen und ihnen gehörig in den Arsch treten hab ich doch.

Ich bin sooo angepisst!

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Update (10.12.15)

Es hat tatsächlich noch bis kurz vor 23 Uhr gedauert, bis die Polizei eintrudelte. Ergebnis: Eigentlich keines.

Fußspur auf dem Fensterbrett am Schlafzimmerfenster, durch das der/die Täter herein gekommen ist, der aber vermutlich nicht verwertbar ist, weil nicht flächig/deutlich genug. Fingerabdrücke gibt es keine, weil wohl mit Handschuhen gearbeitet wurde.

Dafür haben mich beide Beamte nacheinander belehrt, doch nicht mehr das Fenster auf Kipp zu lassen, wenn ich nicht zu Hause bin. Danke, das hätte ich jetzt auch ohne Ansprache gewusst.

Glücklicherweise halten sich die Schäden in Grenzen. Es scheint nach wie vor nichts zu fehlen.
Das Fenster ließ sich wieder einhängen und scheint ok zu sein.
Meine Lampe am Bett wurde zerdeppert, als sie unter der Matratze gesucht haben. Die Glasscherben vom Schirm habe ich gefunden, als ich das Bettzeug wieder in Ordnung  bringen wollte.
Beim Lattenrost (habe einen ganz einfachen) haben sie das Verbindungsband durchschnitten um an den Bettkasten darunter zu kommen. Macht aber nichts aus, da das Teil ja auf der anderen Seite noch gehalten wird.
Und im Wohnzimmer ging ein Wasserverdunster an der Heizung kaputt, der aber eh verzichtbar ist.
Insgesamt ein finanzieller Schaden von etwa 20 – 25 Euro (den Lattenrost rechne ich nicht mit, aber der würde den Betrag auch höchstens um 20 Euro erhöhen), also so gering, dass es sich nicht einmal lohnt, das Ganze der Versicherung zu melden.

Im Nachgang konnte ich nicht vor ein Uhr schlafen, weil ich einfach noch zu aufgewühlt war. Passenderweise hat meine Kollegin seit heute frei und ich arbeite „früh“, was anderthalb Stunden früher aufstehen bedeutet. Entsprechend sah ich heute auch aus.

Auch wenn es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass heute oder morgen der/die Täter oder eben andere den nächsten Versuch starten, werde ich mich wohl doch mal am Wochenende darüber informieren, wie ich Fenster und Türen zusätzlich sichern kann.

Seltsamerweise habe ich – offenbar im Gegensatz zu vielen Leuten – Panik, dass da jemand fremdes durch meine Wohnung gestapft ist und in meinen Sachen gewühlt hat. Ist zwar nicht schön, aber damit kann ich umgehen. Aber der Gedanke, diesen Schrecken noch mal zu erleben, wenn man nach Hause kommt und merkt „Hier stimmt was nicht!“ bzw. den-/diejenigen bei der „Arbeit“ zu „stören“, finde ich extrem unangenehm.

Ich vermute ja, dass ich die Herrschaften höchstens um ein, zwei Stunden verpasst habe, weil über 50m Hinterhof hinweg gefühlte 1.000 Fenster auf meine Fenster gerichtet sind. Und immer wenn ich mal Urlaub habe, guckt da ständig irgendwo jemand heraus.
Entsprechend ist der Einbruch vermutlich nicht tagsüber, sondern nach Einbruch der Dunkelheit passiert. Worüber ich noch rätsele, ist die Tatsache, dass nur Teile der Wohnung durchwühlt wurden. Entweder war denen schnell klar, dass hier nichts zu holen ist oder sie haben sich durch etwas gestört gefühlt.

Das Jahr 2015 ist wirklich irgendwie nicht meines. Nur gut, dass es bald um ist …

Vorweihnachtshänger

Gleich zu Beginn: Meine schlimmen Vorahnungen bez. der Telekom und deren Techniker (siehe „Ich will nicht still sein! Ich will schreien!“) waren glücklicherweise unbegründet.
Letzterer kam zu einer passenden Zeit und die Installation von allen Geräten hat dann auch in ziemlich kurzer Zeit geklappt.

Dafür habe ich momentan quasi einen Vorweihnachtshänger. Die letzte Woche war sportlich gesehen eher ein Negativbeispiel. Einmal Woggen (Ich habe beschlossen, meine Mischung aus Walken und Joggen so zu nennen. Irgendwie braucht ja alles einen Namen …) und einmal ein längerer Spaziergang (was zur Folge hat, dass mein Gewicht mehr oder weniger auf der Stelle tritt).

Das mag zum einen daran liegen, dass es mich im Dunkeln einfach nicht mehr so nach draußen zieht, hauptsächlich lag es aber daran, dass ich fast an jedem Abend einkaufen war.
An jedem Abend deshalb, weil ich so ziemlich in jeden Laden und Supermarkt musste, den ich je betreten habe. Ich habe schon diverse Sachen für Weihnachten besorgt, auch was für Nikolaus und ab und zu braucht man ja auch mal Lebensmittel.

Grundsätzlich wäre das ja nicht so schlimm, aber – vielleicht kennt ihr das ja – Laden A hat nur Produkt 1 und 2, für Produkt 3 und 4 muss man in Laden B. Dann braucht man noch was aus Laden C, was dort aber gerade nicht vorrätig ist, also zu Laden D …

Und da ich nach Feierabend (ist bei mir ja erst um 18 Uhr) nie alles nacheinander schaffe – schließlich will man auch mal vor 21 Uhr zu Hause sein – musste ich das auf verschiedene Tage aufteilen.

Dabei blieb dann eben sowohl das Woggen als auch mein mittwöchliches Schwimmen auf der Strecke. Aber ich bin ja nicht doof! Wenn ich schon sonst nichts mache, dachte ich mir, fange ich eben wieder mal mit dem Hanteltraining an.

Die Hanteln lagen ja nun praktisch seit dem Nabelbruch nur noch in der Gegend rum. Anfangs hab ich mich noch nicht wieder dran getraut, dann war mir das Laufen wichtiger, weil schonender.
Was soll ich sagen – am dritten Tag nach dem Neustart hat sich offenbar ein Muskel oder ähnliches unter meinem rechten Schulterblatt durch mein Tun irgendwie belästigt gefühlt und seitdem ziept es an der Stelle bei allen möglichen Bewegungen. Also erst mal wieder kein Hanteltraining mehr.

Das es mir nicht nur alleine so geht, habe ich gemerkt, als ich vorhin Ralfs heutigen Blog-Beitrag (Die leiden des „jungen“ W… oder so ähnlich) gelesen habe.
Ich frage mich ja inzwischen immer, ob ich die ganzen Wehwehchen nun trotz oder wegen der Gewichtsabnahme habe.
Naja, wie Ralf schon schreibt: Manchen Leuten geht es weitaus schlechter. Deswegen jammere ich auch nur manchmal … 😉

Ansonsten habe ich heute meine Weihnachtsbäckerei eröffnet und auch gleich wieder geschlossen. Zu mehr als Bethmännchen (siehe Bild) komme ich in diesem Jahr einfach nicht und die sind eigentlich auch mehr zum Verschenken gedacht. Hmmm … ein paar werden wohl auch übrig bleiben. Eine Empfehlung für alle, die Marzipan mögen und wenig Zeit haben (Im Netz gibt es zig verschiedene Rezepte, aber in meine Bethmännchen kommen nur Marzipan, gemahlene Mandeln, Eiweiß, Puderzucker und etwas Rosenwasser oder Rosensirup – und natürlich die Mandelhälften oben auf).

So viel für den Augenblick. Euch allen eine schöne, hoffentlich ruhige Woche.!

Euer
Holger

„Ich will nicht still sein! Ich will schreien!“

Geht es euch auch so, dass ihr manchmal plötzlich Kindheits-Erinnerungs-Flashs habt?

Ich war das, was man heutzutage rückblickend als „Hörspielkind“ bezeichnet. Dabei war ich ziemlich wahllos. Wie ein Junkie hab ich alles weggehört, was mir in die Finger kam. „Heidi“, „Winnetou“, „Die drei ???“, „TKKG“ (was mir heute eher peinlich ist), diverse Märchen in diversen Ausführungen und irgendwann – von meinem Bruder angeschleppt – Hörspiele aus der Gruselserie von Europa.

Nun muss ich vielleicht kurz denen, die diese Hörspiele nicht kennen, kurz erklären, worum es sich dabei handelt. Stellt euch eueren Lieblings-Horror-Film vor und stellt euch dann vor, jemand macht daraus ein 30 – 40 minütiges Hörspiel ohne große Effekte, mit mehr oder weniger Elan, mit hervorragenden Sprechern, aber mit (um auf die genannten 30 – 40 Minuten zu kommen) radikal gekürzter Story, was zur Folge hat, dass die Geschichte in weiten Teilen eher unfreiwillig komisch wirkt.

Könnt ihr euch das vorstellen? Gut, dann wisst ihr jetzt, wie die Europa Gruselserie war. Da wurden wirklich alle großen Klassiker verwurstet – von Dracula bis zum Alien und die Schamlosigkeit, mit der man sich dabei bei den Vorbildern bediente, nötigt mir beinahe schon wieder einen gewissen Respekt ab.

Allerdings – und da ist man für die zusammengeklauten Folgen wirklich dankbar – gab es auch einige völlig eigenständige Stories. So auch „Der Pakt mit dem Teufel“, einem Machwerk mit ähnlich hohem Trash-Faktor wie „Walter Bockmeyers Geierwally“ oder „Das Baby mit dem Goldzahn“ von Badesalz (Ihr merkt schon – irgenwie hab ich nen Hang zu sowas …).

Hier stimmt wirklich so gut wie nichts und der Höhepunkt des Hörspiels ist folgender:
Zwei Ehepaare sind (die Gründe dafür spare ich mir) auf einem tiefverschneiten Schloss (Oder ist es eine Burg? Egal, unwichtig!) gestrandet und ein teufelspaktierender Fuhrknecht macht Jagd auf ihre Seelen. Dabei passieren eine Menge seltsamer Dinge und schließlich entsteht folgender Dialog:

Angela: Ich weiß es nicht. Ich will es auch nicht wissen. Ich werde wahnsinnig. Ich muss weg hier! Ich ertrage es nicht mehr!

Kurt: Angela, sei still!

Angela: Nein! Ich will nicht still sein! Ich will schreien! (schreit)

(Nachzuhören hier – etwa bei Minute 20:00)

Nun habe ich sehr weit ausgeholt, aber das war nötig, denn auch ich will gerade (eigentlich schon seit ein paar Stunden) schreien!

Schuld daran ist die Telekom. Jahrelang war ich mit Telefon, Internet und TV bei Unitymedia. Da die es aber noch immer nicht gebacken bekommen haben, alle öffentlich-rechtlichen Sender – vorallem die Spartenkanäle (Ich muss mich outen – ich gucke praktisch keine Privat-Sender mehr, weil mich die Sendungen und die Werbung nerven und ich mir die Filme, die mich interessieren, eh schon lange vor TV-Premiere auf DVD oder Blu-ray angucke.) – in HD einzuspeisen (das Warum erspare ich euch mal – ist zu kompliziert) und ich auch in letzter Zeit schon diverse Internet- und Telefon-Ausfälle hatte (teilweise ganze Tage lang), habe ich vor etwa einem Monat beschlossen, zu wechseln.

Die Telekom war der Anbieter der Wahl, weil dort alle ÖR-Sender bereits in HD dabei sind und ich außerdem schon einige Jahre mit einem Handy-Vertrag bei der Telekom-Tochter Congstar sehr gut gefahren bin.
Nun war meine Hoffnung, dass der Wechsel während meiner Krankschreibung über die Bühne geht. Ging aber nicht. Stattdessen wurde mir der kommende Freitag als Termin genannt. Der Techniker würde zwischen 8:00 Uhr und 16:00 Uhr kommen.

Ob es wohl etwas genauer ginge, habe ich daraufhin bei der Service-Hotline gefragt. Man will sich ja nicht unbedingt nur wegen eines Anbieterwechsels einen Tag frei nehmen – zumal, wenn man wie ich eh gerade drei Wochen ausgefallen war (das Gesicht von meiner Chefin würde ich ja sehen wollen).

Nein, genauer könnten sie mir es nicht sagen. Auf meine Nachfrage hin, ob ich den gesamten Auftrag denn noch stornieren könnte, bekam ich statt einer Antwort dann doch plötzlich einen verkürzten Zeitrahmen: Zwischen 13:00 Uhr und 16:00 Uhr.

Da muss ich zwar auch noch arbeiten, aber ich hatte auf eine Bekannte gehofft, die schon seit mehr als zehn Jahren arbeitslos ist und für solche Geschichten normalerweise auf Anfrage zu haben ist.

Problem diesmal nur: Handy aus! Da ich sie nicht regelmäßig sehe, hatte ich mir nach dem dritten vergeblichen Versuch überlegt, dass sie vielleicht eine neue Handy-Nummer haben könnte. Also bin ich heute nach der Arbeit (auf dem Weg nach Hause stand ich passenderweise noch eine halbe Stunde im Stau) mal zu ihr gegangen.

Das war zwar einerseits für meine Körper ganz gut (Hin und zurück ca. eine halbe Stunde – nicht viel, aber besser als zu Hause auf der Couch liegen.), für die Sache jedoch völlig sinnlos, denn sie war nicht daheim (eigentlich schon etwas verdächtig, weil sie abends praktisch immer zu Hause ist). Das könnte nun diverse Gründe haben, aber wegen des tagelang ausgeschalteten Handys vermute ich, dass sie wohl in der Klinik ist (Ist sie immer wieder mal – warum würde zu weit führen, aber nichts wirklich besorgniserregendes.).

Zu Hause hab ich dann erst mal wieder bei der Telekom angerufen und gefragt, ob sich der Termin nicht noch etwas mehr einengen ließe.
Zwischenzeitlich hatte ich nämlich noch einen anderen Freund gefragt, der aber nicht sicher war, bis 13:00 Uhr bei mir sein zu können.
Nein, das könnte man nicht, war die Antwort.
Darauf ich: Dann würde ich gerne diesen Termin komplett verschieben.
Der Telekom-Mann: Das geht auch nicht.
Ich: Warum nicht?
Telekom-Mann: Weil Sie eine Rufnummern-Mitnahme vom alten Anbieter gewünscht haben und da muss das alles an dem Tag über die Bühne gehen, sonst ist die Nummer weg.
Ich: Nicht ihr ernst!?
Telekom-Mann: Doch. Aber der Techniker ruft sie ja vorher noch mal an.
Ich: Kann ich denn dann mit ihm den Termin eventuell noch ein bißchen nach hinten schieben?
Telekom-Mann: Ich glaube nicht.
Ich: Danke! Sie haben mir zwar überhaupt nicht weitergeholfen, aber damit muss ich wohl leben.
Telekom-Mann: Ja!

Das lustige dabei ist: Wenn mein Freund nach dem Techniker aufschlägt und der noch mal kommen muss (was ja eigentlich lt. Telekom nicht geht), darf ich für die zweite Anfahrt bezahlen.

Und damit war der Moment erreicht, seit dem ich nicht still sein will! Ich will schreien!

Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!

Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!

Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!

Euer
Holger

PS: Für die Kenner: Ich weiß, falsches Bild. Es stammt nicht vom Cover des Hörspiels „Der Pakt mit dem Teufel“, sondern gehört zu „Das Schloss des Grauens“, aber der Schrei passte so schön ….

PPS: Falls der gesamte Text irgendwie unlogisch sein sollte, liegt das vermutlich daran, dass ich das Schreiben zu lange unterdrückt habe. Aber jetzt …

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!

Premiere

Sternzeit: 22.11.2015
Gewichtsverlust: 85,8 kg
Was noch runter soll: 8,6 kg

„Premiere“ heißt der erste deutschsprachige (aber in Österreich entstandene) Film von Zarah Leander aus dem Jahre 1937.
Und obwohl ich viele „Knistertanten“ wirklich gerne mag, geht’s hier heut nicht um Zarah Leander, sonder um meine …

TAAAADAAAAAAAA!

… Jogging-Premiere!

Ich habe heute tatsächlich zum ersten Mal seit Schulzeiten (und die sind schon ein paar Jährchen her) wieder gejoggt!
Eigentlich wollte ich damit ja warten, bis ich die 100 kg erreicht habe, aber als wir heute Mittag so am Walken waren (bei etwa 0°C), hatte ich spontan Lust, auszuprobieren ob ich das nicht auch jetzt schon hinkriege ohne das die OP-Narbe oder mein Knie Schwierigkeiten machen.

Nein, sie haben sich dezent zurückgehalten und auch wenn es mehr eine Mischung aus Walken und Joggen war, weil ich ab und an doch mal wieder einen Gang runterschalten müsste, und ich auch nicht sooo schnell war, bin ich doch ein klein bißchen stolz auf mich. Die Befürchtung, dass im Laufe des Tages doch noch irgendwelche Beschwerden auftreten könnten, hat sich zum Glück auch nicht bewahrheitet.

Ja – und dann bin ich eben, nachdem ich mich eine Stunde lang aus dem tiefverschneiten Hochtaunus zurück nach Frankfurt gekämpft hatte, auf der Waage zum zweiten Mal an diesem Tag positivst überrascht worden.
Das Gewicht unter 104 hat sich nicht nur gehalten, sondern sogar noch verringert, so dass ich nun – vermutlich zum ersten Mal seit mindestens 20 Jahren (wohl eher ein paar Jahre mehr) glatt 103 kg wiege.

Wenn ich jetzt nicht morgen wieder anfangen müsste zu arbeiten – mein Glück wäre quasi perfekt! Da wird mir wieder einiges an Bewegung fehlen, denn wenn ich um ca. 18:45 Uhr zu Hause bin, hält sich mein sportlicher Ehrgeiz – noch dazu in der dunklen Jahreszeit – doch eher in Grenzen.
Muss ich wohl öfter mal wieder den bösen inneren Schweinehund ärgern.

Ich wünsche Euch jetzt erst einmal einen guten Rest-Sonntag und einen guten Wochenstart! Drückt mir die Daumen, dass der Tag morgen nicht ganz so furchtbar wird …

Euer

Holger

Wieder auf Kurs

Am Montag fange ich wieder an zu arbeiten. Entsprechend wollte ich heute an meinem letzten „Krank-Tag“ mal testen, ob ich zumindest sportlich auch wieder belastbar bin.

Was soll ich sagen? Noch nie war ich beim Walken so schnell wie heute. Knapp 8 Minuten je Kilometer (genauer gesagt 8:02), zeitweise hat mir meine ans Herz gewachsene Runtastic-App sogar 7er-Zeiten gemeldet.
Übertrieben hab ich es trotzdem nicht. Eine halbe Stunde musste für den Anfang reichen. Zu Hause hab ich mich dann mal auf die Waage gestellt.
Zweite Überraschung: Ich habe zum ersten Mal ein Gewicht unter 104 kg gesehen (103,5). Zugegeben, das ist mit Vorsicht zu genießen, weil ich noch nicht gefrühstückt hatte. Aber nach einer Hoch-und-runter-Zeit, in der mir die Waage (egal zu welcher Tageszeit) wahlweise ein Gewicht zwischen 104,4 und 110 anzeigte – und zwar im munteren Wechsel (Ich frage mich manchmal, was mein Körper da so anstellt.) – ist der weitere Abwärtstrend sichtbar.

Ab Mittwoch gehts dann auch wieder zum Schwimmen. Mal sehen, ob ich die 100kg-Marke nicht doch bis zum Jahresende erreiche.

Übrigens kann ich noch kurioses berichten. Hab mir dann nach dem Laufen erst mal ein Bad eingelassen – das erste seit der OP, nach der ich nur duschen durfte. Als ich dann in der Wanne lag (Herrlich!) fiel mir auf, das sich der Rest meines Bauchs sehr seltsam im Wasser bewegt.
Habt ihr vor Augen, wie das aussieht, wenn sich Wasserpflanzen in der Strömung bewegen? So ungefähr bewegt sich auch mein Bauch jetzt, wenn ich ihn unter Wasser anstupse. 🙂
Sieht seltsam aus. Sehr seltsam. Eigentlich dachte ich ja bisher, dass da noch reichlich Fett eingelagert wäre, aber ist wohl doch weniger, als ich vermutet hatte. Oder es versteckt sich aus Angst, auch noch wegtrainiert zu werden … 😉

So viel für heute.

Euer
Holger

Je suis …wer oder was eigentlich?

Gestern war ich bei Aldi. Es hätte natürlich auch jeder andere Supermarkt sein können, aber es war eben Aldi. Ich stand schon an der Kasse, als es zu piepen begann. Sehr laut, sehr schrill. In etwa so, wie ein losgelassener Feuermelder.

Diese Idee hatte auch der Herr hinter mir, der dann auch die Dame an der Kasse fragte, ob das ein Feuermelder sei.“Nein, das ist meine Kollegin.“, gab diese zurück. Leicht belustigt, hab ich überlegt, ob ich sie nicht fragen sollte, ob ihre Kollegin das öfter hat und ob es nicht besser wäre, mal einen Arzt zu konsultieren. Aber wie so oft im Leben habe ich einen Moment zu lange nachgedacht und der Moment, in dem das lustig gewesen wäre, war vorbei, genauso wie ich an der Kasse.

Das passiert mir wirklich häufig, dass ich die richtigen Worte im Kopf habe, aber eben zu lange überlege, eh ich sie ausspucke. Damit mir das nicht aus in dem Fall passiert, über den ich mich hier auslassen möchte, hab ich nach einigem Nachdenken (ganz ohne geht es bei mir eben nicht) beschlossen, dass es eben jetzt raus muss (eigentlich schon gestern).

Die Anschläge von Paris haben vermutlich jeden mehr oder weniger geschockt. Mich auch. Schließlich haben wir zum Glück seit 70 Jahren Frieden in Europa. In anderen Teilen der Welt, wäre es vermutlich Normalzustand.

Leider machen sich das sehr viele Leute nicht bewusst bzw. wollen auch möglichst nicht davon belästigt werden. Wenn der Terror dann vor der eigenen Haustüre stattfindet, kann man schlecht noch wegschauen.

Ich kann verstehen, dass man mit seinem eigenen Leben genug zu tun hat und einem Krieg, Hunger, Leid und Tod, der viele tausende von Kilometer von einem entfernt stattfindet, wenig interessieren.
Manchmal würde auch ich, der ich mich als einen politisch ziemlich interessierten Menschen bezeichnen würde, gerne nichts mehr mitbekommen, weil es eben auch kein schönes Gefühl ist, von schlimmen Dingen zu erfahren und scheinbar nichts dagegen tun zu können.

Wenn ich nun aber all die Leute sehe, die sich ihr Facebook-Konterfei in französischen Farben colorieren und für Außenstehende mehr Trauer an den Tag legen, als wenn ein Familienmitglied gestorben wäre, finde ich das doch ziemlich absurd und auch ein bißchen verlogen.

Es erinnert mich – ich bin auf dem Land aufgewachsen, wo irgendwie noch fast jeden kannte – an die Flut von Trauerkarten, die sowohl nach dem Tod meiner Großmutter, als auch nach dem meiner Eltern bei uns eintrudelten.
Da waren viele von Nachbarn und Bekannten. Menschen, die wirklich betroffen waren. Aber der größte Teil kam von irgendwelchen Leuten im Ort, die man vielleicht „vom Sehen her“ kannte, die aber wohl der Meinung waren, eine Karte schicken zu müssen, weil man das eben auf dem Land (damals zumindest) so tut.

Ähnlich sehe ich das bei den vielen (ich nenne sie provokant mal) „Trauergroupies“. Im Mittelmeer ertrinken Flüchtlinge? Egal! Im halben Nahen Osten brodeln Kriege und Konflikte, die tausende von Menschen das Leben kosten? Schnurz! Afrikanische Bauern verlieren ihre Existenzgrundlande, weil Europa mit Billig-Fleisch und -Gemüse aus den eigenen Überproduktionen die jeweiligen Länder überschwemmt? Was geht’s mich an?

Das ist ähnlich wie bei vielen der „besorgten Bürger“, die – nachdem sie ihnen jahrzehntelang völlig egal waren – angesichts der Flüchtlinge in unserem Land plötzlich ihr Herz für Obdachlose und Kinder aus armen Familien entdecken, die natürlich im Gegensatz zu den ach so bösen Flüchtlingen total benachteiligt werden.

Ich möchte es noch einmal wiederholen: Auch ich finde die Geschehnisse von Paris schrecklich, aber es gibt jeden Tag auf der Welt Dinge, die ebenso furchtbar sind – und niemanden interessieren.
Ich habe sicher keine Lösung für die Probleme der Welt, aber sich im Internet das eigenen Konterfei mit Blau-Weiß-Rot vollzukleistern wird auch nichts verändern und ist ebenso schnell vergessen, wie die Lotto-Zahlen von letzter Woche.

Vermutlich fühlen sich jetzt einige Menschen von mir auf die Füße getreten. Das ist nicht meine Absicht, weil ich niemand persönlich angreifen möchte. Aber einfach lemmingartig auf einen Trend aufzuspringen, nur weil es eben gerade „jeder“ macht, hat noch nie etwas verändert. Wenn ich in dieser Hinsicht vielleicht ein bißchen zum Nachdenken angeregt habe, würde mich das freuen.

Euer
Holger