Geht es euch auch so, dass ihr manchmal plötzlich Kindheits-Erinnerungs-Flashs habt?
Ich war das, was man heutzutage rückblickend als „Hörspielkind“ bezeichnet. Dabei war ich ziemlich wahllos. Wie ein Junkie hab ich alles weggehört, was mir in die Finger kam. „Heidi“, „Winnetou“, „Die drei ???“, „TKKG“ (was mir heute eher peinlich ist), diverse Märchen in diversen Ausführungen und irgendwann – von meinem Bruder angeschleppt – Hörspiele aus der Gruselserie von Europa.
Nun muss ich vielleicht kurz denen, die diese Hörspiele nicht kennen, kurz erklären, worum es sich dabei handelt. Stellt euch eueren Lieblings-Horror-Film vor und stellt euch dann vor, jemand macht daraus ein 30 – 40 minütiges Hörspiel ohne große Effekte, mit mehr oder weniger Elan, mit hervorragenden Sprechern, aber mit (um auf die genannten 30 – 40 Minuten zu kommen) radikal gekürzter Story, was zur Folge hat, dass die Geschichte in weiten Teilen eher unfreiwillig komisch wirkt.
Könnt ihr euch das vorstellen? Gut, dann wisst ihr jetzt, wie die Europa Gruselserie war. Da wurden wirklich alle großen Klassiker verwurstet – von Dracula bis zum Alien und die Schamlosigkeit, mit der man sich dabei bei den Vorbildern bediente, nötigt mir beinahe schon wieder einen gewissen Respekt ab.
Allerdings – und da ist man für die zusammengeklauten Folgen wirklich dankbar – gab es auch einige völlig eigenständige Stories. So auch „Der Pakt mit dem Teufel“, einem Machwerk mit ähnlich hohem Trash-Faktor wie „Walter Bockmeyers Geierwally“ oder „Das Baby mit dem Goldzahn“ von Badesalz (Ihr merkt schon – irgenwie hab ich nen Hang zu sowas …).
Hier stimmt wirklich so gut wie nichts und der Höhepunkt des Hörspiels ist folgender:
Zwei Ehepaare sind (die Gründe dafür spare ich mir) auf einem tiefverschneiten Schloss (Oder ist es eine Burg? Egal, unwichtig!) gestrandet und ein teufelspaktierender Fuhrknecht macht Jagd auf ihre Seelen. Dabei passieren eine Menge seltsamer Dinge und schließlich entsteht folgender Dialog:
Angela: Ich weiß es nicht. Ich will es auch nicht wissen. Ich werde wahnsinnig. Ich muss weg hier! Ich ertrage es nicht mehr!
Kurt: Angela, sei still!
Angela: Nein! Ich will nicht still sein! Ich will schreien! (schreit)
(Nachzuhören hier – etwa bei Minute 20:00)
Nun habe ich sehr weit ausgeholt, aber das war nötig, denn auch ich will gerade (eigentlich schon seit ein paar Stunden) schreien!
Schuld daran ist die Telekom. Jahrelang war ich mit Telefon, Internet und TV bei Unitymedia. Da die es aber noch immer nicht gebacken bekommen haben, alle öffentlich-rechtlichen Sender – vorallem die Spartenkanäle (Ich muss mich outen – ich gucke praktisch keine Privat-Sender mehr, weil mich die Sendungen und die Werbung nerven und ich mir die Filme, die mich interessieren, eh schon lange vor TV-Premiere auf DVD oder Blu-ray angucke.) – in HD einzuspeisen (das Warum erspare ich euch mal – ist zu kompliziert) und ich auch in letzter Zeit schon diverse Internet- und Telefon-Ausfälle hatte (teilweise ganze Tage lang), habe ich vor etwa einem Monat beschlossen, zu wechseln.
Die Telekom war der Anbieter der Wahl, weil dort alle ÖR-Sender bereits in HD dabei sind und ich außerdem schon einige Jahre mit einem Handy-Vertrag bei der Telekom-Tochter Congstar sehr gut gefahren bin.
Nun war meine Hoffnung, dass der Wechsel während meiner Krankschreibung über die Bühne geht. Ging aber nicht. Stattdessen wurde mir der kommende Freitag als Termin genannt. Der Techniker würde zwischen 8:00 Uhr und 16:00 Uhr kommen.
Ob es wohl etwas genauer ginge, habe ich daraufhin bei der Service-Hotline gefragt. Man will sich ja nicht unbedingt nur wegen eines Anbieterwechsels einen Tag frei nehmen – zumal, wenn man wie ich eh gerade drei Wochen ausgefallen war (das Gesicht von meiner Chefin würde ich ja sehen wollen).
Nein, genauer könnten sie mir es nicht sagen. Auf meine Nachfrage hin, ob ich den gesamten Auftrag denn noch stornieren könnte, bekam ich statt einer Antwort dann doch plötzlich einen verkürzten Zeitrahmen: Zwischen 13:00 Uhr und 16:00 Uhr.
Da muss ich zwar auch noch arbeiten, aber ich hatte auf eine Bekannte gehofft, die schon seit mehr als zehn Jahren arbeitslos ist und für solche Geschichten normalerweise auf Anfrage zu haben ist.
Problem diesmal nur: Handy aus! Da ich sie nicht regelmäßig sehe, hatte ich mir nach dem dritten vergeblichen Versuch überlegt, dass sie vielleicht eine neue Handy-Nummer haben könnte. Also bin ich heute nach der Arbeit (auf dem Weg nach Hause stand ich passenderweise noch eine halbe Stunde im Stau) mal zu ihr gegangen.
Das war zwar einerseits für meine Körper ganz gut (Hin und zurück ca. eine halbe Stunde – nicht viel, aber besser als zu Hause auf der Couch liegen.), für die Sache jedoch völlig sinnlos, denn sie war nicht daheim (eigentlich schon etwas verdächtig, weil sie abends praktisch immer zu Hause ist). Das könnte nun diverse Gründe haben, aber wegen des tagelang ausgeschalteten Handys vermute ich, dass sie wohl in der Klinik ist (Ist sie immer wieder mal – warum würde zu weit führen, aber nichts wirklich besorgniserregendes.).
Zu Hause hab ich dann erst mal wieder bei der Telekom angerufen und gefragt, ob sich der Termin nicht noch etwas mehr einengen ließe.
Zwischenzeitlich hatte ich nämlich noch einen anderen Freund gefragt, der aber nicht sicher war, bis 13:00 Uhr bei mir sein zu können.
Nein, das könnte man nicht, war die Antwort.
Darauf ich: Dann würde ich gerne diesen Termin komplett verschieben.
Der Telekom-Mann: Das geht auch nicht.
Ich: Warum nicht?
Telekom-Mann: Weil Sie eine Rufnummern-Mitnahme vom alten Anbieter gewünscht haben und da muss das alles an dem Tag über die Bühne gehen, sonst ist die Nummer weg.
Ich: Nicht ihr ernst!?
Telekom-Mann: Doch. Aber der Techniker ruft sie ja vorher noch mal an.
Ich: Kann ich denn dann mit ihm den Termin eventuell noch ein bißchen nach hinten schieben?
Telekom-Mann: Ich glaube nicht.
Ich: Danke! Sie haben mir zwar überhaupt nicht weitergeholfen, aber damit muss ich wohl leben.
Telekom-Mann: Ja!
Das lustige dabei ist: Wenn mein Freund nach dem Techniker aufschlägt und der noch mal kommen muss (was ja eigentlich lt. Telekom nicht geht), darf ich für die zweite Anfahrt bezahlen.
Und damit war der Moment erreicht, seit dem ich nicht still sein will! Ich will schreien!
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!
Euer
Holger
PS: Für die Kenner: Ich weiß, falsches Bild. Es stammt nicht vom Cover des Hörspiels „Der Pakt mit dem Teufel“, sondern gehört zu „Das Schloss des Grauens“, aber der Schrei passte so schön ….
PPS: Falls der gesamte Text irgendwie unlogisch sein sollte, liegt das vermutlich daran, dass ich das Schreiben zu lange unterdrückt habe. Aber jetzt …
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!