Erbschaften, die man nun wirklich nicht braucht …

Manche Leute erben schöne Dinge: Villen, Schmuck, Gemälde, Geld. Nun könnte ich mich im Prinzip nicht beschweren. Auch ich habe schon mal was geerbt. Kein Vermögen, aber ganz nett.
Nun weiß ich seit vergangener Woche, dass ich noch etwas geerbt habe und das ist ganz und gar nicht nett.

Vor etwa 30 Jahren wurde bei meiner Mutter Zystennieren (nicht zu verwechseln mit den eher harmlosen Nierenzysten) festgestellt. Für die, die nicht wissen, was das genau ist, möchte ich es mittels ein paar kurzer Zitate erklären:

Beim Krankheitsbild Zystennieren handelt es sich um eine schwere, stetig fortschreitende Nierenerkrankung, die in ihrem Verlauf in der Regel zu einem totalen Nierenversagen führt.

Die Erkrankung wird autosomal dominant vererbt, das bedeutet, sie tritt unabhängig vom Geschlecht auf, sobald ein Gen mit defektem Erbmaterial weitergegeben wird.

Die Zystennieren entwickeln sich aus dem Harnrohrsystem. Da die Zysten in Größe und Anzahl stetig zunehmen, vergrößert sich die Niere im Laufe der Zeit und das normale Nierengewebe wird durch Zysten ersetzt, wobei meist beide Nieren betroffen sind.

Die ersten Symptome treten selten vor dem 40. Lebensjahr auf. Erst wenn ein erheblicher Teil des normalen Nierengewebes von Zysten durchsetzt ist, nimmt die Funktionstüchtigkeit der Niere ab.

Die Therapie bei Zystennieren erfolgt rein symptomatisch. Harnwegsinfekte werden mit Antibiotika behandelt. Medikamente, die die Nieren zusätzlich angreifen könnten, sollten vermieden werde. Bei Patienten, deren Nierenfunktion sich durch das Wachstum der Zysten zusehend verschlechtert, muss im schlimmsten Fall eine Dialyse oder Transplantation angedacht werden.

Meine Mutter musste schließlich ab  1995 oder 1996 dialysiert werden, sprich sie bekam 3x wöchentlich eine Blutwäsche, bei der all die Stoffe, die die Nieren nicht mehr verarbeiten und mittels Urin ausscheiden können, aus dem Blut geholt werden.
So etwas dauert – je nach Körpergewicht und Blutmenge – 4 bis 6 Stunden. Nach der Dialyse hatte meine Mutter meistens Kopfschmerzen. Die Tage waren für sie also weitestgehend gelaufen.

Prinzipiell ist das natürlich besser, als ohne Dialyse einfach zu sterben. Allerdings wirkt sich auch die Dialyse mit den Jahren auf den Körper aus. Bei meiner Mutter schlug sie nach mehr als 10 Jahren aufs Herz. Sie bekam mehrere Infarkte und ist dann schließlich 2007 mit 63 Jahren verstorben.

In den letzten Jahren stellte sich heraus, dass meine Geschwister die Zystennieren von meiner Mutter geerbt haben. Meine Schwester, die um vieles älter ist als ich, wird auch bereits seit 6 oder 7 Jahren dialysiert. Mein Bruder kommt nun seit ein paar Wochen in diesen „Genuß“.

Bislang dachte / hoffte ich, dass dieser Kelch an mir vorübergehen würde. Meine Blutwerte waren immer prima und in meinem 3-OP-Jahr (siehe Wenn der Nabel mal kaputt ist und Ich krieg einfach nicht genug ) wurde ja an meinem Bauch so viel rumgeschnippelt und sonographiert, dass ich der Meinung war, bei mir wäre wohl nichts. Zumindest fiel damals niemandem etwas auf.

Als nun klar war, dass mein Bruder an die Dialyse muss, dachte ich mir, dass es wohl doch nicht schaden könne, mich zum ersten Mal nach 20 Jahren (damals war nichts zu erkennen) wieder auf Zystennieren untersuchen zu lassen.

Tja – und auch ich habe den Mist geerbt. Fünf große und viele kleine Zysten kamen zum Vorschein. Die Nieren sind wohl auch schon deutlich vergrößert. Nun ist das noch kein Grund Trübsal zu blasen. Noch funktionieren die Dinger und bei der letzten Blutuntersuchung waren die Nierenwerte auch OK. Aber letztendlich ist klar, dass sie irgendwann ihren Dienst einstellen werden.

Ich rechne nicht heute und auch nicht morgen damit. Aber auch wenn es vielleicht erst in 20 Jahren oder später der Fall sein sollte: Mir wird dabei mal wieder die Endlichkeit eines … nein … meines Lebens deutlich. Und womit ich nicht so alles meine Lebenszeit verschwende.

Ich möchte in Zukunft versuchen, solche Punkte – soweit möglich – aus meinem Leben zu streichen. Wahrscheinlich wird es mir nicht mal bei der Hälfte gelingen, aber ich finde es gut, sich dessen zumindest bewusst zu werden. Aktuell bin ich z. B. am überlegen, ob ich es mir auf Dauer leisten könnte, meine Arbeitszeit zu reduzieren. Und ich versuche, den Stress, den ich mir in vielerlei Hinsicht oft selbst mache, einzudämmen.

Ansonsten steht erst mal demnächst eine neue Blutuntersuchung an, da die letzte schon beinahe ein Jahr her ist. Das werd ich nun wohl engmaschiger machen müssen, damit relativ zeitnah erkennbar ist, wenn meine Nieren schlapp machen.

Drückt mir die Daumen, dass das noch etwas dauert.
Ich werde euch weiter auf dem Laufenden halten.

Liebe Grüße,
Holger

Brot ist irgendwie böse …

 

Ihr Lieben,

heute mal etwas zu einem Thema, dass so gar nichts mit Gewicht, aber sehr wohl etwas mit Ernährung zu tun hat.

Dass ich ein Problem mit Getreideprodukten habe, weiß ich schon länger. Etwa ein Jahr lang hat es gedauert, ehe ich 2013 darauf kam, dass ich kein Gluten mehr vertrage. Mein ganzer Verdauungstrakt machte in diesem Jahr nicht mehr, was er sollte bzw. er machte, was er wollte.

Meine damalige Hausärztin wusste auch nichts dagegen, außer der Empfehlung Probiotika zu mir zu nehmen, um die Darmflora zu unterstützen. Letztendlich habe ich vermutlich 6 – 8 Monate lang täglich Loperamid eingenommen, um überhaupt ein halbwegs normales Leben führen zu können.

Irgendwann fand ich dann im Internet den Hinweis, dass meine Symptome von einer Glutenunverträglichkeit kommen könnten. Also ließ ich für einige Zeit alle Getreideprodukte weg – und siehe da: Meine Verdauung begann langsam aber sicher wieder normal zu funktionieren.

Seitdem habe ich (in der irrigen Hoffnung auf eine Veränderung) immer mal wieder glutenhaltige Lebensmittel probiert. In kleinen Mengen ist es noch unproblematisch und ich kann auch mal einen Löffel „normale“ Nudeln oder einen Bissen Brot nehmen, aber beim Verzehr einer kompletten Mahlzeit geht es wieder los.

Nun ist das heutzutage nicht mehr so schlimm wie vermutlich noch vor 10 oder 20 Jahren. Viele Produkte gibt es als glutenfreie Variante (auch wenn diese dann meistens nicht wirklich so schmecken bzw. die Konsistenz haben, wie man es sich wünschen würde), andere kann man gut ersetzen.

Was Brot angeht, so backe ich meines seit Jahren selbst. Zuerst ein ziemlich bröseliges Buchweizen-Kartoffelbrot, nun bereits seit weit mehr als einem Jahr ein reines Haferflockenbrot. Hafer enthält nämlich von Haus aus kein Gluten, kann lediglich während der Verarbeitung „verunreinigt“ werden, da es praktisch keine getreideverarbeitenden Betriebe gibt, die z. B. nur Haferflocken verarbeiten.

Da ich aber – im Gegensatz zu vielen Leidensgenossen – kleinste Mengen Gluten vertrage, ist das für mich kein Problem. Im Zweifelsfall gäbe es auch völlig glutenfreie Haferflocken, allerdings zu einem deutlich höheren Preis.

Nun könnte ich eigentlich zufrieden sein – wenn mir Brot nicht doch regelmäßig Probleme bereiten würde. Immer öfter habe ich nach ein paar Scheiben leichtes bis mittleres Sodbrennen. Durch viel Flüssigkeitsaufnahme kann ich es dann zwar halbwegs im Zaume halten, aber unangenehm ist es doch.

Da frage ich mich: Sind das die Vorboten des nahenden Alters? Werde ich mit 70 nur noch Püriertes zu mir nehmen können? Und warum kann mich Getreide nicht leiden?

Zwar wird in Bezug auf Nahrungsmittel ja alle paar Jahre eine neue Sau durchs Dorf getrieben, aber einen interessanten Ansatz finde ich die Theorie, dass der Mensch im Lauf der Evolution noch nicht lange genug Getreide (in den heut üblichen Mengen) konsumiert, um damit problemfrei klar zu kommen. Tatsächlich ist es so, das mir praktisch kein anderes Lebensmittel solche Probleme bereitet. Oder liegt es doch an den auf industrielle Verwertbarkeit getrimmten Neuzüchtungen?

Und warum zum Teufel schmeckt etwas, dass offensichtlich (zu mir) böse ist, so gut?
Vielleicht hat ja jemand von Euch ähnliche Probleme oder auch den ein oder anderen Tipp, wie ich mein Brot noch etwas magenfreundlicher gestalten kann. Dann schickt mir gerne eine Nachricht oder hinterlasst einen Kommentar!

Euer

Holger

 

… und ich lebe immer noch!

Himmel! Offenbar hab ich zum letzten Mal vor ca. 2 Jahren hier etwas geschrieben. Keine Ahnung, ob diesen Eintrag hier überhaupt noch jemand lesen wird.

Immerhin habe ich festgestellt, dass auch den meisten Bloggern, die ich abonniert hatte, inzwischen die Puste ausgegangen ist. Vielleicht gibts ja sowas wie ein Verfallsdatum für interessante Blog-Ideen?

Tja – was soll ich erzählen. Vor knapp drei Jahren hatte ich mein Zielgewicht (sprich die Halbierung meiner selbst) erreicht. Ich muss gestehen, dass inzwischen wieder ca. 15 kg drauf sind, wobei ich nach zwei Jahren Fitnessstudio hoffe, dass ein bisschen davon auch Muskelmasse ist.

Ich versuche immer noch viel zu Wandern. Zur Arbeit (ca. 17 km einfach) fahre ich – Pedelec sei dank! – von O bis O (also Ostern bis Oktober) regelmäßig mit dem Rad. 3x wöchentlich Krafttraining ist angestrebt und klappt auch meistens.

Seit Weihnachten verkneife ich mir – fast wie zu Anfang meiner Gewichtsabnahme – den ganzen sinnlosen Süß- und Knabberkram. Ist seltsamerweise noch nicht einmal schwer für mich. Dafür nehme ich bei den „normalen“ Mahlzeiten keine Rücksichten. Ich esse (fast) wieviel und was mir schmeckt. Zu Ostern gabs dann sogar mal Karottenkuchen mit einem Frischkäse-Topping.

Arbeitstechnisch kriege ich zum Glück bereits seit längerer Zeit nicht mehr so oft die Krise, wie noch vor ein paar Jahren. Vielleicht wird man ja im Alter tatsächlich gelassener … 😉 Aber insgesamt läufts dort auch (nach einigen Mitarbeiterwechseln) deutlich ruhiger.

Trotzdem strebe ich irgendwann vor der Rente noch den Besitz eines Ziegenhofes an. Idealerweise noch mit Bio-Gemüse- und -Obst-Anbau und Hofladen. Ja, ja, ich weiß, dass sind ja gleich drei Dinge auf einmal …

Falls es irgendwen interessiert, was ich so von mir gebe, werde ich mich vielleicht auch mal wieder öfter melden. Also nicht nur alle 2 Jahre … 😉

Euer

Holger

Ich lebe noch!

Hallo ihr Lieben!

Nachdem es mich in den letzten Monaten zwar ab und an in den Finger gejuckt hat, es aber immer irgendwie nicht geklappt hat, nutze ich jetzt die Gelegenheit, dass ich wieder mal Urlaub und somit etwas mehr Zeit als sonst habe.

Wie ihr unschwer meiner Überschrift und der Tatsache, dass es hier überhaupt etwas zu lesen gibt, entnehmen könnt, lebe ich noch. 😉

Wirklich Spannendes ist seit meinem letzten Eintrag, der immerhin sieben Monate zurück liegt, nicht passiert. Außer vielleicht, dass ich meinen Versuch, komplett aufs Kalorienzählen zu verzichten, ad acta gelegt habe.

Mag sein, dass es vielleicht auch ein bißchen an der Weihnachtszeit gelegen hat, aber was soll ich euch sagen: Im Januar hatte ich plötzlich 99 kg!
Seitdem ist wieder Mitnotieren in der App angesagt, wobei ich mir auch mal den ein oder anderen Tag Auszeit gönne. Seitdem ist mein Gewicht auf 96 kg gesunken und ein paar Pfunde müssen noch ab.

Vielleicht hilft mir da ja auch das Fitnesscenter, bei dem ich morgen ein Probetraining habe und das ich vermutlich im Anschluss regelmäßig zu besuchen gedenke. Eigentlich bin ich ja gar nicht der Typ für sowas, aber auch ein Jahr nach dem (mehr oder weniger) Erreichen meines Zielgewichts habe ich noch einiges an schlaffer Haut – vorallem an Oberarmen, Bauch und Oberschenkeln. Die werde ich zwar auch im Fitti nicht loswerden, aber ich hoffe durch ein bißchen Muskelaufbau auf einen gewissen Fülleffekt.

Was gibt es sonst noch zu berichten? Ich habe mich endlich an mein Spiegelbild gewöhnt! Ich weiß nicht genau, wann es passiert ist, aber irgendwann in den letzten Tagen fiel mir auf, dass ich nicht mehr „erschrecke“, wenn ich mich zufällig in der Stadt in einem Schaufenster o. ä. spiegele. Im Gegenzug wird es immer irrealer, wenn ich mich auf einem alten Foto sehe.

Ist aber wohl auch für alle anderen so. Wir waren vor kurzem auf der Geburtstagsfeier meines Bruders. Der feiert ansonsten eigentlich nicht, aber da er fünfzig wurde, kam er diesmal nicht drum herum und entsprechend waren auch einige Verwandte da, die ich ewig nicht gesehen habe, und zudem auch viele Jugendfreunde meines Bruders, die mich eben immer nur in XXXXXXXL kannten.

Irgendwann habe ich scherzhaft meinen Bruder gefragt, ob er mir nicht schnell ein Umhänge-Schild mit der Aufschrift „Ja, ich bin der Bruder!“ machen könnte. Nahezu alle haben mich erst mal nicht erkannt. Selbst von den Verwandten sind einige an mir vorbei gelaufen – in der Annahme, ich sei ein Arbeitskollege meines Bruders.

Und wieder einmal musste ich – gefühlte 20x – erzählen, wie ich das denn gemacht habe. Und wieder einmal war bei den meisten die Enttäuschung groß, als sie hörten, dass das durchaus „Arbeit“ gewesen ist und ich noch immer nicht ständig alles esse, wonach mir so der Sinn steht. Wobei inzwischen Ausnahmen die Regel bestätigen.

Tja – so im Großen und Ganzen ist damit erst einmal das Wichtigste berichtet. Aber vielleicht fällt mir ja in den nächsten Tagen noch was ein und ich melde mich wieder öfter – nicht nur alle sieben Monate … 😉

Ich wünsche euch eine schöne Zeit!

Euer
Holger

3.000

Nein, keine Angst, ich habe jetzt nicht 3.000 Kilo abgenommen! 😉

Hallo zunächst einmal!

Mein letzter Blog-Eintrag ist schon wieder ziemlich lange her, aber irgendwie gibt es in letzter Zeit nicht viel zu schreiben. Oder zumindest nicht viel, was hier irgendwie in den Rahmen meines Blogs passen würde.

Ich versuche seit ungefähr 2 Wochen komplett ohne Kalorienzählen über die Runden zu kommen. Bisher funktioniert das recht gut. Zumindest bin ich noch immer bei ca. 92 kg. An einem Tag mal 91,x, am anderen Tag zeigt die Waage auch schon 93,x an, aber an die Sprünge bin ich ja inzwischen gewöhnt. Damit bin ich übrigens immer noch lt. der allgemeinen BMI-Bewertung deutlich übergewichtig, aber ich möchte trotzdem nicht mehr 8 kg abnehmen, nur um der Wissenschaft genüge zu tun. Ich gefalle mir auch so ganz gut … 🙂

Ich versuche weiterhin, mich so viel wie möglich zu bewegen, wenn ich auch zugeben muss, dass die zurückgelegten Strecken in manchen Wochen eher dürftig sind. Andererseits ist es ja auch nicht Standard, jeden Tag durch die Gegend zu rennen, wie ich das zeitweise getan habe. Mein Leben scheint sich quasi wieder zu „normalisieren“.

Trotzdem gibt es ein „Jubiläum“: An diesem Wochenende habe ich die titelgebenden 3.000km voll gemacht. Genauer gesagt sind es mit dem heutigen Tage 3.008,9km, die ich in den vergangen 27 Monaten zurückgelegt habe und zwar – wie mir mein Telefon sagt – bei 619 Aktivitäten, wobei die letzte Zahl mit Vorsicht zu genießen ist. Oft ist mir gerade bei längeren Strecken die App abgestürzt und so habe ich teilweise bei einem Spaziergang bzw. einer Wanderung drei oder vier mal neu gestartet.

Aber darauf kommt es ja auch nicht an. Stolz bin ich auf die 3.000km schon, auch wenn mir das jetzt so im Nachhinein gar nicht mehr als sooo viel erscheint. Ist  es natürlich aber doch – zumindest wenn ich bedenke, dass ich diese Strecke vor Abnahmebeginn vermutlich in 10 Jahren nicht geschafft hätte.

In den nächsten Wochen und Monaten werde ich wohl – wie in den beiden Jahren zuvor – wieder mehr schwimmen gehen. Lieber Wasser komplett drumherum als nur von oben oder nur von unten … 😉

Ich wünsche euch allen eine schöne Zeit und wenn es etwas neues zu vermelden gibt, lasse ich wieder von mir hören!

Euer
Holger

2016-09_02kl

Du kannst nicht immer 17 sein …

Hallo ihr Lieben!

Nach laaanger Zeit mal wieder ein Lebenszeichen von mir. Ja, mich gibt es noch und mein Gewicht pendelt immer noch so zwischen 92 und 94 kg. Irgendwie kriege ich es hin, obwohl ich manchmal das Gefühl habe, mir deutlich zu viel zu gönnen, aber so lange die Waage nicht böse guckt …

„Du kannst nicht immer 17 sein“ ist ein typischer 70er-Jahre-Schlager, den unsere Bewohner – zumindest die, mit denen ich seit Januar einmal in der Woche singe – besonders mögen, obwohl sich alle davon sowohl von den 17 als auch von den ebenfalls im Text erwähnten 70 Jahren schon länger entfernt haben.

Als sich mir das Lied dieser Tage einmal wieder im Hirn festgesetzt hatte, habe ich darüber nachgedacht, dass ich wohl ein untypisches siebzehntes Lebensjahr hatte. Ich war eher ein depressiver Teenager ohne jede Erfahrung (in jeglicher Hinsicht!) und ohne Perspektive, wohin es in meinem weiteren Leben gehen sollte.

Ich war ein braver Sohn meiner Eltern, habe nicht gesoffen, war selten aus, ständig wechselnde Liebschaften waren auch nicht zu erwarten (eher tendenziell gar keine) und die meisten Wochenenden verbrachte ich mit einer Tüte Chips – es können auch mal zwei gewesen sein – auf der Couch statt beim „Abdancen“.

Bestimmt gibt es Menschen, deren geilste Zeit im Leben mit 17 war – bei mir war es so ziemlich die schlimmste. Wobei ich das „Schlimm“ nicht nur auf das 17. Lebensjahr beziehen würde. Es waren vielleicht nicht – um beim Schlager zu bleiben – die von Karat besungenen „sieben dunklen Jahre“, aber so zwei, drei waren es schon.

Wahrscheinlich habe ich spätestens aus dieser Zeit meinen Hang zu alten Filmen und alter Musik. Da ging am Ende immer irgendwie alles gut aus. Und selbst wenn es schlecht aus ging – ich denke da besonders an den Douglas-Sirk-Film „Solange es Menschen gibt“ (aus heutiger Sicht selbst für mich zu übertrieben tränendrüsig) – blieb doch das Gefühl, dass sich das Leiden der Protagonisten gelohnt hatte, woraus ich folgerte, dass auch meine „Leiden“ sicher einmal behoben werden würden oder zumindest – sollte ich daran Zugrundegehen – alle, die mir übel mitgespielt hatten, erkennen würden, was ich doch für ein liebenswerter Kerl gewesen war, woraufhin sie den Rest ihres Lebens in tiefer Reue verbrächten.

Ja, so war ich drauf damals. Ein weiterer Grund, nicht immer 17 sein zu wollen. Ich habe mich seitdem verändert. Die Abnahme war quasi nur das Tüpfelchen auf dem „i“. Ich habe Dinge getan, die ich mir nie zugetraut hätte. Dinge, von denen ich nie geglaubt hätte, dass ich sie mich jemals trauen würde. Dinge, von denen ich auch deren bloße Möglichkeit nie in Erwägung gezogen hätte.

Wenn man mich als fünf-, sechsjähriges Kind nach meinem Berufswunsch gefragt hat, war meine Antwort immer „Sänger oder Schauspieler!“. Der oft genannte Feuerwehrmann, Astronaut oder Pilot hat mich irgendwie nie gereizt. Ich werde wohl niemals einen Konzertsaals füllen und schauspielerisch würde ich mich eher auf Trashniveau sehen, aber die Gelegenheit, mich diesbezüglich zu produzieren habe ich inzwischen ab und zu – wie z. B. bei unserem jüngst stattgefundenen Sommerfest in einer selbstgeschriebenen „Schlagerette“ (die Schlager waren natürlich nicht von mir), aus der auch das Titelbild dieses Beitrags stammt. Bewohner eines Pflegeheims sind da übrigens ein denkbar dankbares Publikum … 😉

Um den Bogen zu kriegen: Auch wenn ich nach den Maßstäben eines Siebzehnjährigen inzwischen ein alter Mann bin – und mich auch manchmal so fühle – bin ich sooo froh, nicht mehr 17 zu sein. Auch heute mache ich manchmal noch Blödsinn, aber glücklicherweise weit vom 17jährigen Blödsinn entfernt und wenn ich mir mein Leben so betrachte, bin ich derzeit an einem Punkt, wo mir es mir am Lebenswertesten überhaupt erscheint. „Verweile doch, du bist so schön!“, um Goethe zu zitieren.

Mein Leben ist bislang völlig anders verlaufen, als ich mir das mal ausgemalt hatte, aber letztendlich war das das Beste, was mir passieren konnte. Beenden will ich diesen Text darum mit einem weiteren Zitat.

Und wenn es besser wird,
Besser, als Du glaubst.
Und wenn es freier wird,
Freier sind wir auch.
Und wenn es schöner wird,
Schöner, als Du ahnst.
Und wenn es anders wird,
Anders als geplant.

„Anders als geplant“ – Rosenstolz

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende.

Euer
Holger

PS: Ich habe ja mal kurz überlegt, ob ich mich mit dem Outfit auf dem Bild nicht mal bei Florian Silbereisen bewerben sollte, aber  … 😉

Rückblicke können erschreckend sein …

Heute war es soweit! Nachdem ich es schon seit Monaten vor mir herschiebe, habe ich mich heute daran gemacht, meine alten Klamotten soweit zu sortieren, dass ich sie bei Ebay platzieren kann.

Zwar hatte ich im letzten Jahr schon einige Shirts und Hosen in Überüberübergröße eingestellt und auch zu recht ansehnlichen Preisen verkauft, aber die große Masse lagert noch immer in meinem Schlafzimmer. Das soll sich noch diesen Sommer ändern.
Also habe ich alles gesichtet, einen Teil weggeworfen und den Rest fotografiert und „vermessen“.

Dabei fiel mir wieder einmal auf, wie fett – nicht moppelig, nicht stämmig, noch nicht mal dick – ich gewesen bin. In manche Shirts könnte ich inzwischen mit etwas Mühe zweimal reinpassen. Das hat mich schon etwas erschreckt.

Man – also ich zumindest – verdrängt ja unangenehme Dinge schnell. Nicht, dass ich nicht wüsste, welche Konfektionsgröße ich getragen habe, aber solche Zelte nach vielen Monaten dann wieder vor sich zu sehen, ist schon ziemlich schockierend.

Wieder einmal musste ich mich meinen eigenen Fragen stellen:
Warum? Wie konnte ich nur so fett werden und wieso habe ich nicht schon früher die Reißleine gezogen?
Zum Glück bin ich psychisch ziemlich stabil. Ansonsten könnte ich ob der Tatsache, dass ich mir mein Leben – im wahrsten Sinn des Wortes – so lange selbst so schwer gemacht habe, glatt in Depressionen verfallen.

Auch wenn ich nur bedingt etwas davon halte – irgendwann sollte ich mich doch mal auf eine Psychiater-Couch legen, um das Rätsel zu ergründen. Wobei sich mir ja die Frage stellt: Haben alle extrem dicken Leute grob betrachtet das selbe Problem? Gibt es DEN oder DIE Auslöser fürs Fettwerden? Oder schafft sich jeder einfach seine eigene kleine persönliche Hölle?

Und falls ja, warum dauert es sooo lange, bis man darauf kommt, dass diese Hölle kein unausweichliches Schicksal ist? Fragen, auf die es vermutlich nie eine Antwort geben wird, die es aber nichtsdestotrotz wert sind, sich immer mal wieder zu stellen. Wer weiß schon, wo und wann sich der nächste Höllenschlund auftut?

Eurer
Holger

2.503

Heute mal nur eine Kurzmeldung:

Wie mir meine Lauf-App mitgeteilt hat, bin ich seit dem Beginn der Aufzeichnungen (24.07.2014) inzwischen 2.503 km gelaufen. Zu Fuß! Ohne Auto! Ich!
🙂

Vermutlich entspricht das in etwa der Strecke, die ich während der 38 Jahre vorher zu Fuß zurückgelegt habe. Was war ich doch für ein fauler Strick!

Hab eben noch mal geschaut, wohin ich gelaufen sein könnte. Zum Beispiel nach Athen (2.435 km), aber da ist man derzeit ja auf Deutschland nicht ganz so gut zu sprechen.
Oder nach Gibraltar (2.443 km) – aber so weit durch die Gegend latschen, nur wegen ein paar Affen?
Oder nach Sewastopol (2.533 km). Ok, da müsste ich jetzt noch 30 Kilometer dranhängen. Aber wer will das schon, wenn man damit rechnen muss, wahlweise von den Russen oder den Ukrainern beschossen zu werden …
Auch Tripolis (2.442 km) wäre eine Möglichkeit. Aber zugegeben, durchs Mittelmeer zu laufen ist wohl eher schwierig. Selbst Moses hat das nur beim ungleich kleineren Roten Meer geschafft.

Ich seh schon – am besten ich renne weiterhin durch Frankfurt und den Taunus. Da weiß ich wenigstens, woran ich bin … 🙂

Euer
Holger

Unterwegs auf dem Grüngürtel

Wie ich neulich schon einmal angerissen habe, war ich bereits im Mai auf dem Frankfurter Grüngürtel (Die Stadt Frankfurt schreibt lieber „GrünGürtel“ – soll wohl hip wirken …) unterwegs und zwar vom Ostend bis nach Eschersheim.

Nun wollte ich ja eigentlich meinen Weg weiter fortführen, war aber ehrlich gesagt zu faul, um erst einmal durch die halbe Stadt zu fahren. Stattdessen habe ich an meinem ersten offiziellen Urlaubstag die Strecke von der anderen Seite aufgerollt, nämlich vom Ostend bis nach Höchst. Ich versuche mich hier nun erstmals an so etwas wie einer Wanderwegbeschreibung (Ausdrücklich kein Tourenguide!). Keine Ahnung, ob ich sowas kann und ob es überhaupt jemanden interessiert, aber ich mach’s einfach … 😉

Die Wanderung beginnt am Danziger Platz. Hier gibt es nun wirklich gar nichts zu sehen, außer vielleicht einem Ableger des „Frankfurter Garten“, neudeutsch als „Urban Gardening Project“ bezeichnet.
Der Weg führt auf die Europäische Zentralbank zu und schließlich daran vorbei auf den Main zu. Während man diesen über die Deutschherrenbrücke (die vom Ostend nach Sachsenhausen führt) überquert, bietet sich rechterhand ein Blick auf die Frankfurter Skyline.

01-BlickDeutschherrenbrücke

In „Dribbdebach“ (Der Frankfurter teilt seine Stadt in „Hibbdebach“ – also „hüben vom Bach“ = nördlich des Mains – und „Dribbdebach“ – also „drüben vom Main“ = südlich des Mains – ein.) angekommen, wenden wir uns nach Osten und wandern entlang des Mains.

02-AmMainDribbdebach

Leider entzaubert der Straßenlärm, dem sich in einer Großstadt wohl nie ganz entkommen lässt, die morgendliche Stimmung. Der Geräuschpegel wird auch diesem Teil des Grüngürtels noch häufiger negativ auffallen.

Am heutigen Ausflugslokal „Gerbermühle“, in der schon dereinst Goethe mehrfach logierte, verlassen wir den Main und durchqueren den Stadtteil Oberrad, der leider – zumindest auf der Grüngürtel-Strecke – nicht gerade mit Schönheit und Idylle glänzt.
Das unten stehende Bild spricht Bände …

04-Oberrad

Nach etwa 1,5 bis 2 km lassen wir Oberrad hinter uns, befinden uns nun wieder auf Sachsenhäuser Gebiet und betreten den Frankfurter Stadtwald, ein insgesamt 5.785 Hektar großen Waldgebiet, das jedoch „nur“ zu 3.866 Hektar innerhalb der Stadtgrenzen liegt.

05-Stadtwald

Ein Zitart aus Wikipedia:

Das Kerngebiet des Frankfurter Stadtwaldes erstreckt sich über eine west-östliche Breite von etwa 15 Kilometern sowie eine nord-südliche Ausdehnung von etwa 3 Kilometern über die südlichen Gebiete der Stadtteile Schwanheim, Niederrad, Sachsenhausen und Oberrad sowie über den nördlichen Teil des Stadtteils Flughafen.

Der Stadtwald ist an einem frühen Montagmorgen nahezu menschenleer und es könnte ein Genuß sein, ihn zu durchwandern. Allerdings macht sich der nahe Flughafen negativ bemerkbar. Alle paar Minuten donnern Flugzeuge über einen hinweg und so ist es auch kein Wunder, dass – zumindest meinem Gefühl nach – die Vögel lauter singen als anderswo.

Warnrufe wegen der angeblich dem „Maunzenweiher“ namensgebenden Wildkatzen können es jedenfalls nicht sein, denn die gibt es im Stadtwald schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Dennoch ziert das Schild des etwa zwei Hektar großen Teichs, den wir nun passieren, eine Katze.

06-MaunzenweiherSchild.jpg
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Die Idylle des Maunzenweihers tröstet einen über den Fluglärm hinweg. Frösche, Libellen, Enten – hier lassen sich zahlreiche Tiere beobachten, die sich offenbar mit der Dauerbeschallung arrangiert haben.

Kurioses gibt es auf dem Weg durch den Stadtwald aber auch zu sehen. So ist am Stamm einer Buche ein Objekt des Künstlers F. K. Wächter zu finden: der Monsterspecht.

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Seit Dezember 2005 sind sieben Werke der Komischen Kunst entlang des Grüngürtel-Rundwanderweges im Frankfurter Stadtwald künstlerisch umgesetzt und dauerhaft ausgestellt. Alle Objekte entstanden in Zusammenarbeit mit dem Museum für Komische Kunst.

Unser Weg führt uns in Richtung „Oberschweinstiege“, einem bekannten Ausflugslokal. Bald wird es jedoch wieder einsam um uns herum und nur die Störenfriede am Himmel vermögen vom Vogelgezwitscher und dem Plätschern des ein oder anderen Rinnsals am Wegrand abzulenken.

12-Stoerenfriede

Wir umrunden den „Luderbach“ (auch „Königsbach“ genannt) und befinden uns bald schon auf Schwanheimer Gebiet, wo ein längerer Steil des Weges am Schwanheimer Steilhang entlang führt. Hier wurden beim Kies- und Sandabbau im 19. Jahrhundert einige Jungsteinzeitliche Werkzeuge gefunden. Entlang der sogenannten „Kelsterbacher Terrasse“ wurden auch zahlreiche Hügelgräber entdeckt.
Zu entdecken gibt es auch ein weiteres Kunstobjekt von F. K. Wächter, die Eiche mit ihren Monsterkindern.

13-Monstereicheln

Kurz danach führt uns der Weg aus dem Wald auf eine weite Fläche aus Feldern und Auen hinaus. Bis auf kurze Abschnitte haben wir nun entgültig das bewaldete Gebiet verlassen.

14-Schwanheim.jpg

Stattdessen bewegen wir uns auf eine geologische Rarität zu: die Schwanheimer Düne. Die Binnendüne, die einst zum Sandabbau genutzt wurde, ist heute ein Schutzgebiet und beherbergt viele seltene und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten, sogar aus dem Mittelmeerraum eingewanderte Pflanzen sind hier zu finden.

15-SchwanheimerDuenen

Nachdem wir die Düne verlassen haben, führt uns der Weg erneut durch Felder und Wiesen, bis wir schließlich wieder auf den Main treffen, mit einem Blick auf den jenseits des Mains liegenden Stadtteils Höchst.

16-SchwanheimerUfer

Den Main überqueren wir hier mit einer kleinen Fähre, auf der auch Fahrräder mitgenommen werden können, für den schmalen Preis von einem Euro.

17-Faehre.jpg

So landen wir schließlich in Höchst, das durch die dort beheimatete Hoechst AG weltweit bekannt wurde. Die guteraltende Höchster Altstadt steht seit 1972 unter Denkmalschutz.

18-Hoechst

Nach einem letzten kurzen Weg quer durch den Stadtteil endet unser Wanderweg am Bahnhof Höchst.

Der südliche Abschnitt des Grüngürtel-Rundweges ist sicher nicht der ruhigste. Fluglärm viele zu überquerende Straßen und Autobahnen lassen keine dauerhafte Ruhe aufkommen. Allerdings bietet die Strecke auch viele kleine Schönheiten, die selbst für eingesessenen Frankfurter oft unentdeckt bleiben.

Wem der Sinn nach mehr Ruhe und ländlicher Abgeschiedenen steht, dem sei die Strecke vom Ostend nach Eschersheim empfohlen, über die ich demnächst sicher noch einmal detailiert berichten werde.

Euer
Holger

J. P. und ich

Wenn mich irgendjemand vor zwei Jahren gefragt hätte, ob ich jemals freiwillig an einem Massenlauf teilnehmen würde, hätte ich das definitiv verneint.
Aber wie so vieles sich im Laufe der Zeit ändert, so hat sich auch meine Meinung dazu verändert und als vor einigen Monaten die Anfrage kam, ob Mitarbeiter unserer Einrichtung am J. P. Morgan Firmenlauf (Offiziell: J. P. Morgan Corporate Challenge) teilnehmen möchten, habe ich spontan zugesagt.

Eigentlich war das ja etwas voreilig. Ich hatte gerade erst mit dem Joggen angefangen und wusste nicht, ob ich eine Strecke von 5,6 km durchhalte. Jeder, der auch nur ab und an mal joggen geht, wird über eine solche Distanz lachen, aber zu einem Zeitpunkt als ich vielleicht ungefähr 3,5 km am Stück schaffte, war da durchaus noch das Risiko zu versagen.

Wenn ich jedoch eines seit dem Beginn meiner Abnahme gelernt habe, dann dass ich in der Regel viel mehr kann, als ich mir selbst zutraue. Inzwischen ist mein Selbstvertrauen in dieser Hinsicht natürlich schon größer geworden, aber ab und an bin ich da trotzdem noch etwas zögerlich.

Zehn Läufer waren in unserem Haus zusammengekommen. Davon zwei etwas älter als ich, der Rest von Anfang 20 bis Anfang 30. Wie es immer bei solchen Geschichten ist: Einige Leute springen kurz vorher – aus welchen Gründen auch immer – ab. Wir fanden aber schnell Ersatz und so ging es dann am Nachmittag des 15.06.16 von unserer Arbeitsstätte (etwa 20 km südlich Frankfurts) mit Bus und S-Bahn nach Mainhattan.

Zu diesem Zeitpunkt regnete es in Strömen und auch wenn für den frühen Abend besseres Wetter angesagt worden war, hatte ich mich damit abgefunden im Regen zu laufen, was ab einer gewissen Regenintensität nun mal ziemlich eklig ist.
Bei unserer Mutterfirma in Frankfurt angekommen, bekamen wir noch einige Informationen zum Davor und Danach und hatten auch Zeit, noch ein bißchen zu entspannen.

Ich nutzte die Zeit um mir erst mal die Brustwarzen abzukleben. Inzwischen weiß ich ganz genau, dass ich mir spätestens ab dem 4. Jogging-Kilometer den Wolf an diesen empfindlichen Stellen laufe und sorge vor.

Um kurz vor 18 Uhr marschierte die komplette Truppe (wir plus ca. 25 Läufer unserer Muttergesellschaft) los und standen kaum 15 Minuten später auf dem Goetheplatz, einem von zwei Startpunkten zum J. P. Morgan Lauf. Tatsächlich war das Wetter inzwischen umgeschlagen. Ein blauer Himmel mit ein paar einzelnen Wölkchen blickte auf uns herab und eigentlich wäre es toll gewesen, genau zu diesem Zeitpunkt loszulaufen.

JP03JP04

Aber der Start war erst für 19:30 Uhr anberaumt und vermutlich würden wir angesichts der Menschenmassen sogar noch wesentlich später loskommen. Also standen wir uns erst mal die Beine in den Bauch, bekamen ab und zu einen Wasserball an den Kopf (Wer um Himmels Willen lässt sich einfallen, zwei Dutzend Wasserbälle in eine wartende Menge zu werfen?) und überlegten uns genau, ob wir nun einen Schluck Wasser mehr oder weniger trinken sollten, denn der Weg zum nächsten Dixie-Klo war von Menschenmassen versperrt.

68.119 Läuferinnen und Läufer (und somit der größte Firmenlauf der Welt) sollen lt. J. P. Morgan gestartet sein. Und ich mittendrin!

JP02

Der Startschuss fiel pünktlich um 19:30 Uhr und wir – standen. Und standen. Und standen.
Etwa zehn Minuten nach dem offiziellen Start kam langsam Bewegung in die Masse und schließlich übertrat ich die Startlinie 16 Minuten und 21 Sekunden nach dem eigentlichen Beginn.

Die ersten 200, 300 Meter konnte man allerdings nicht von joggen sprechen. Vielmehr ein mehr oder weniger schnelles gehen, bis sich die Massen etwas zerstreuten und es tatsächlich möglich war zu laufen. Und ohne Anzugeben: Obschon einer der ältesten Säcke unseres Teams, habe ich die meisten meiner Mitstreiter erst wieder nach dem Ziel gesehen.

Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob man nun normalerweise alleine läuft oder ob um einen herum tausende von Menschen unterwegs sind; dazu kommen ja noch viele Zuschauer am Straßenrand. Fakt ist jedenfalls: Ich bin noch nie so angenehm und beschwingt gelaufen. Zwar hat es ziemlich genervt, dass viele Leute sich offenbar entschlossen hatten, aus dem Lauf einen Spaziergang zu machen und das nicht am Straßenrand, wo sie niemanden gestört hätten, sondern mittendrin.

Somit war man gezwungen, um sie herum zu laufen, was gar nicht so leicht ist, wenn man darauf achten muss, von hinten nicht auch noch überrannt zu werden. Manchmal hat mich das ordentlich ausgebremst und auch wenn es mir eigentlich nicht darum ging, eine Spitzenzeit zu laufen – so etwas wurmt einen dann schon …

50 Minuten und 34 Sekunden nach dem offiziellen Beginn war es dann für mich zu Ende. Ich passierte die Zielline – mit einer persönlichen Bestzeit von 34:13 Minuten und bekam danach erst mal das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Erst recht, als ich dann merkte, dass nur zwei Mitläufer aus meinem Team vor mir im Ziel angekommen waren.
Beide 10 und 15 Jahre jünger und jeweils geschätzte 20 kg leichter als ich. Es sei ihnen gegönnt!

JP01

Im Nachhinein waren wir uns alle einig, dass wir im nächsten Jahr wieder dabei sein wollen. Für mich ist dieser Abend ein großer persönlicher Triumph gewesen – einfach weil ich es geschafft habe. Von fast 190 kg zum J. P. Morgan Lauf, das ist doch schon was … 🙂

Euer
Holger