Schweine im Ostpark oder Was vom Bärlauch übrig blieb

Ich habe gerade noch ein paar Tage Urlaub. Das könnt ihr schon daran sehen, dass meine Blogveröffentlichungen schlagartig in die Höhe schnellen. Und weil ich ja sonst nichts mit meiner Lebenszeit anzufangen weiß, bin ich heute morgen in den Ostpark gezogen, allerdings ausnahmsweise nicht um mich sportlich zu betätigen, sondern um Bärlauch zu ernten.

Der wächst dort in rauhen Mengen wild und da dort weder jemand düngt (vom ein oder anderen Hund vielleicht mal abgesehen) noch Pestizide versprüht, ist das dort quasi ein BioBioBio-Bärlauch. Und noch dazu kostenlos!

Allerdings stieß mir gleich am Eingang zum Ostpark schon etwas sauer auf. Es ist nicht so, dass ich das noch nie gesehen hätte, aber heute war es wieder einmal besonders heftig.
Müll! Überall Müll!

Müll

Für alle die den Ostpark nicht kennen – was wohl auf die meisten meiner Leser zutrifft – muss ich vielleicht erklären, dass er von seiner Eröffnung im Jahr 1909 an nicht als schicki-schicki Park mit Ziergarten, schön geschnittenen Hecken und wohlfeil modelierten Bäumen erdacht und geplant war, sondern – nahezu revolutionär für diese Zeit – dem einfachen Volke einen Platz für Sport, Spiel und Erholung bieten sollte.

Entsprechend gibt es riesige Wiesenflächen und heutzutage auch einen separaten Grillplatz. Beides wird vom Frühling bis in den Herbst hinein auch häufig genutzt. Selbst Familienfeste sind dort keine Seltenheit.

So weit, so gut, könnte man sagen. Wenn da nicht immer wieder und scheinbar immer öfter Schweine den Park bevölkern würden und um die vierbeinigen Zeitgenossen nicht zu beleidigen: Ich meine Menschen.
Heute morgen lag wieder überall der Müll vom Sonntag herum. Das kommt wie geschrieben öfter vor und immer wieder hört man die Ausrede, die Mülleimer im Park würden nicht ausreichen. Das mag vielleicht sogar stimmen, aber die Sachen wurden ja auch in den Park geschleppt. Warum nimmt man die dann nicht wieder mit nach Hause, wenn der Mülleimer voll ist?

Stattdessen wir alles neben die Mülleimer geworfen und natürlich sind Krähen und Enten im Park schneller als die städtische Abfallbeseitigung und verteilen den ganzen Mist auf der Suche nach Futter weiträumig. Echt lecker!

Da frage ich mich wirklich: Machen die Leute das bei sich zu Hause auch so?

Aber um wieder auf den Bärlauch zurück zu kommen: Nachdem ich die Müllerei hinter mir gelassen hatte, kam ich schließlich beim Bärlauch an. Dem wollte ich diesemal nicht nur an die Blätter, sondern auch an die Blüten. Im Netz hatte ich nämlich ein Rezept für sogenannte „Bärlauch-Kapern“ – eingelegte, noch geschlossene Bärlauchblüten – gefunden und das wollte ich ausprobieren.

Wer von euch schon einmal Blaubeeren im Wald geerntet hat, der wird vielleicht nachvollziehen können, wie mühsam das ist. Der Bärlauch an sich wächst auf so großen Flächen, dass man die Blätter tatsächlich nur büschelweise abzuschneiden braucht. Aber die Knospen stecken ihre Köpfe (zumindest im Moment) noch äußerst selten zwischen dem Grün hervor, so das man tatsächlich die meiste Zeit vornüber gebeugt zwischen den Blättern wühlt.

Ungefähr eine Stunde habe ich gezupft, dann hat es mir erst mal gereicht – in jeglicher Hinsicht.

Baerlauch1

Zu Hause begann dann die Verarbeitung. Zuerst das Sortieren – gute, schlechte, Blätter, Knospen. Die Ausbeute war … mäßig. 334 Gramm Knospen habe ich nach dem Entstielen noch übrig behalten. Blätter waren es immerhin 439 Gramm. Davon hätte ich allerdings mit ein paar Schnitten vermutlich auch noch ein paar Pfund mit nach Hause schleppen können.

Baerlauch2

Nachdem die Knospen eingesalzen hatte (Vorher natürlich ebenso wie die Blätter gewaschen!), wendete ich mich den Blättern zu.

Baerlauch3

Bisher habe ich die immer nur geschnitten und eingefroren. Auch da wollte ich diesmal etwas neues ausprobieren.
Eine Bärlauch-Gewürzpaste (nicht zu verwechseln mit Pesto) sollte es sein.
Ernüchternd, was nach dem Mixen von den vielen Blättern noch übrig blieb. Nach Zugabe der resten Zutaten (Öl, Salz, Pfeffer) blieben zwei Gläser. Da man die aber auch nur Teelöffelweise verwendet, reicht das wohl eine ganze Zeit.

Baerlauch4

Die Knospen mussten noch ziehen, deshalb habe ich zwischendurch mal meinen Balkon in Schuss gebracht. Danach gings an den Essigsud für die Kapern. Wie ich das fast immer bei Rezepten mache, habe ich auch hier das eigentlich Rezept (Knospen, Essig, Salz) etwas erweitert.

Baerlauch5

Leider werde ich frühesten in zwei Wochen wissen, wie der ganze Segen dann fertig schmeckt. So lange muss das nämlich im Sud ziehen. Ungefähr genauso lange wie mein Bärlauch-Öl, das ich schon gestern angesetzt habe.

Baerlauch6

Tja – und nun ist es bereits viertel nach fünf. Ich sag ja – wenn man sonst nichts mit sich anzufangen weiß … 😉

Euch allen eine schöne Restwoche!

Euer
Holger

PS: Sollte jemand Interesse an den Rezepten haben, gebe ich sie natürlich gerne weiter.